Strike for beginners

Naaaaa?! Was machst du denn als Gleichstellungsbeauftragte am 08. März? Da ist Weltfrauentag! Nä! Weißte schon, oder?!!!

 

Ja. Weiß ich… (Pause)…Ich werd da streiken…

 

Ah. Hmhm...(Lächeln und Nicken à la "Hab ich´s doch geahnt!")


 

Ja. Ich werd da streiken: Morgens erst gemütlich mit einer Kollegin brunchen und dann geht´s zur Frauentags Demo mit dem Zug.

 

Ich bin nie zuvor auf ner Demo gewesen...Ich arbeite total gerne und lege die Arbeit daher eigentlich gar nicht so gerne nieder...Ich mag keine Menschenaufläufe...Ich bin eher für Kaffee trinken und dabei diskutieren...In meiner Freizeit sitze ich gerne auf dem Sofa...Ich schreibe lieber anstatt zu schreien...Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch und gehe im privaten Umfeld Konflikten lieber aus dem Weg...

Die Tage davor und danach werden ganz schön vollgepackt sein, wenn ich mir den 08. März zum Streiken freischaufeln möchte: Lustige 10 Stunden-Tage für den „Luxus“ streiken zu können...Was schreib ich denn an dem Tag in meine E-Mail-Abwesenheitsnotiz? „Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin morgen wieder für Sie erreichbar – ich streike heute“?! Eigentlich baue ich ja streng genommen an dem Tag „nur“ Überstunden ab…

Brauch ich ein Protestplakat? Geht das auch in DIN A 4 damit ich das in der Handtasche verstecken kann bis zur Demo?...Und dann die Sprüche aus dem Umfeld: „Na, du hast es gut! Du kannst streiken gehen! Ich hab Termine bis abends und muss davor noch zum Zahnarzt und nach der Arbeit ist noch Elternabend“ – Streiken als Privileg: Was soll man dazu sagen?!...

 

Strike for beginners: Streiken für Anfängerinnen - für Leute wie mich, die irgendwann einen Anfang gefunden haben, aber seither kein Ende mehr finden können:

Ich gucke mich um und gucke nochmal kurz die Tagesschau, lese schnell noch Berichte zum Gender Pay Gap und zu Gewalt gegen Frauen*, höre noch einmal die Aussage dass Feminismus veraltet ist, lass mir noch einmal hinterherpfeifen und das was ich eben gesagt habe nochmal in den selben Worten von einem Mann erklären, sehe schon wieder Donald Trump in den Nachrichten, lese ein Plakat der AfD, kriege ein sexistisches Video aufs Handy geschickt, werde noch kurz für meine Gleichstellungsarbeit belächelt, kriege nochmal gesagt dass Männer lackierte Nägel und kurze Haare echt nicht sexy finden und dass meine biologische Uhr tickt und ich auch dünn geworden bin…

 

...Und da rührt sich was in mir: ich schüttle meine Zweifel ab, fasse mir ein Herz und denk mir: Streiken und demonstrieren – Wenn nicht jetzt. Wann dann?

Und dann summe ich leise: Wenn nicht jetzt. Wann dann? Wenn nicht hier. Sag mir wo und wann? Wenn nicht du. Wer sonst?...und ich kann das auch grölen: WENN NICHT JETZT. WANN DANN? Ha! Und auf ein großes Protestplakat schreiben! Also echt! Und zur Feier des Tages lackier ich mir noch schnell die Fingernägel in Solidaritäts-Rot. Bäm!

 

Der Anfang ist gemacht.

 

Randbemerkung: Wer hätte gedacht, dass de Höhner mir einmal aus der Seele sprechen werden (die sind als feministische Gesangsgruppe bis jetzt noch unentdeckt, aber das kann ja noch werden?!)?

 

In diesem Sinne: Bis zum 08. März! Lasst uns treffen! Auf der Straße. Und im Geiste. Und noch besser: Auch im Herzen!


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