"Work" and Travel

Die vergangenen Wochen war ich auf Fahrrad-Tour durch Mecklenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen: mehr als 1000 km in 2 Wochen. Mein Ziel war es, rechtzeitig zur Renovierung vom neuen Haus meines Bruders und seiner Familie anzukommen und da hab ich dann noch 2 Wochen Wände gestrichen, Umzugshelfende bekocht, Schränke aufgebaut, Kisten geschleppt, Baby gesittet, noch mehr Wände und Decken gestrichen...

Fazit: Ich weiß jetzt wieder, wie sich mein Körper anfühlt, wo ich überall Muskeln habe, welche Gelenke sich unter Beanspruchung melden und dass es gut ist, wenn der Kopf mal Pause hat.

Ich weiß jetzt auch wieder, dass Mecklenburg ziemlich hügelig ist, dass Gegenwind mörderisch sein kann, dass manchmal Umwege zu ungeahnten Sehenswürdigkeiten führen, dass es gut tut, wenn alles mal nur auf das Wesentliche ausgerichtet sein muss, wenn die Komplexität sich reduziert, wenn die eigenen Bedürfnisse gespürt und danach gehandelt werden kann...

Und ich weiß aber auch wieder den Unterschied zwischen "Urlaub" und "Reisen". Eine Fahrradtour gehört ganz eindeutig für mich in die Kategorie "Reisen": Es ist eine (wohltuende, aber halt auch oft) anstrengende Art der Erkundung und des Unterwegsseins. Ich brauche alle meine Sinne - viel mehr, als im Alltag in der Stadt: auf Tour sehe, rieche und/oder höre ich Tiere im Wald, Gewitter am Himmel, Beschaffenheit der Wege, Regen, Hitze, Insekten, Menschen die sich nachts meinem Zelt nähern, Pflanzen im Wind, Vögel die morgens Rabatz machen, zerfallene Häuser, Beschilderungen, den schlechten Musikgeschmack der Nachbar*innen, Hundegebell, Abgase der Autos, Bewässerungsanlagen in Feldern... Ich bin viel mehr "da" und und wach im Hier und Jetzt. "Und was machst du dann so, wenn du alleine auf Tour bist?" werde ich häufig gefragt. Naja: eigentlich fahre ich den ganzen Tag Rad und dann komme ich irgendwo an und baue mein Zelt auf, dusche, esse und dann gucke ich noch ein bisschen vor mich hin und überlege wo ich morgen lande und ob ich noch einkaufen muss und dann geh ich ins Bett und dann steh ich früh auf und dann geht das von vorne los. Aber unterwegs und dazwischen und in der jeweiligen Situation nehme ich so viel wahr, dass ich kein anderes Unterhaltungsprogramm brauche.

Ich habe ein paar meiner Eindrücke auch dieses Jahr in Form eines Tour-Tagebuchs festgehalten:

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